B O T S C H A F T A U S T I B E T T E I L I
Nehmt meinen Gruß entgegen, Freunde. Mich durchflutet ein Empfinden unsäglicher Dankbarkeit gegenüber dem Erhabenen, den wir in unserem Land seit Jahrhunderten anrufen, dafür, dass ich diese Zeilen in euer Land bringen darf. Es ist die Führung Seiner heiligen Gnade, die es ermöglicht, unsere Schicksalsfäden zu verknüpfen und euch Kunde von längst vergangenen Zeiten, aber auch von der Gegenwart zu bringen und euch die alten Verheißungen zu enthüllen, die sich in Echtzeit vor unseren Augen zu erfüllen beginnen.
Lasst uns gemeinsam über den Ozean reisen, in das Land der märchenhaften Berge, mythischen Städte, Klöster, Viehhirten und eurer geistigen Brüder. Viele von uns, die in diesem für euch mythischen Land inkarniert sind, senden euch die Fäden unserer Gebete und bitten den Erhabenen um Verbindung. Wir wissen von euch und spannen die Fäden in Richtung Zusammenarbeit mit euch…
Wir haben große Freude und fühlen uns sehr bestärkt in der Schaffung von Lichtwegen zwischen den Völkern, die das Wissen um den Erhabenen, den einen heiligen Gott, haben. Ihr ahnt nicht, wie sehr unsere Länder geistig miteinander verbunden sind. Schon beim Klang des Namens meines Landes wird viele von euch eine mächtige Flut geistiger Verbindung überströmen: „Tibet“. Obwohl euch unser Land Tausende von Kilometern entfernt ist, wird mancher von euch beim Hören seines Namens ein Gefühl von Heimat empfinden. Heimat sind nicht nur die Wände eines irdischen Gebäudes, denn auf die legen wir keinen Wert, es ist der in euch erklingende Nachhall geistiger Heimat, den ihr mit unserem Land verbindet und der jedes Mal in euch aufblitzt, wenn ihr seinen Namen hört.
Vielleicht erinnern euch diese Zeilen an eure eigene Lebensgeschichte, vielleicht erinnert ihr euch an die Ähnlichkeit mit dem, was ihr in eurem Herzen tragt und was sich für immer in euch eingegraben hat, und erlaubt ihm, wieder lebendig zu werden. Ich lade euch ein, gemeinsam in den Schicksalsteppich einer lichten Seele zu blicken…
Ihre tiefe Sehnsucht nach der Wahrheit und ihr lichtes, strahlendes Wesen führen sie nach Tibet, in die Familie von Viehhirten. In ihrem tiefsten Wesen sind es gute und fleißige Menschen, die sich in den rauen Bedingungen der Berge die Reinheit ihres Inneren bewahrt haben, was die geistige Verbindung mit der lichten Seele ermöglicht. Diese, inkarniert in diesem Volk, erhält bei ihren Eltern das Beste, was sie für ihre Kindheit braucht. Sie hat liebevolle Eltern, lernt, sich um das Vieh zu kümmern, gewinnt den richtigen Bezug zum Land und spürt in den unermesslichen Höhen der Berge etwas Höheres, das es ihr ermöglicht, sich an ihre wahre Heimat zu erinnern. Beim Hüten des Viehs hat sie reichlich Zeit, auf die innere Stimme zu hören und ihr Inneres für die Stimmen von oben zu öffnen. Manchmal hört sie die Riesen der Berge, manchmal den Gebirgsbach, immer öfter und eindringlicher ertönt in ihr die Stimme ihres eigenen geistigen Inneren. Der Drang zu entdecken treibt sie an, unbewusst sucht sie etwas. Sie verabschiedet sich von ihren Eltern, nimmt ein Bündel für die Reise und wandert in die Berge, dem Ruf folgend. Sie weiß nicht, ob es ihr Inneres ist, das ruft, oder ob die Götter sie rufen, sie folgt einfach dem Befehl. Sie findet sich allein inmitten der Berge wieder, manchmal übernachtet sie in einer Hütte, in der zuvor ein Einsiedler lebte. Die Seele strahlt immer heller, unwissentlich erkennt sie die Gottheit, über die sie mehr erfahren möchte. Sie wandert monatelang, als sie plötzlich inmitten der Berge ein majestätisches Gebäude erblickt, wie sie es noch nie in ihrem Leben gesehen hat, aber trotzdem ist es ihr so vertraut. Umgeben von Mauern, verborgen vor den Blicken Neugieriger auf einem Hochplateau inmitten der Berge. Gerade dort erklingt eine Glocke. Die Glockenschläge sind zugleich die letzten Schläge ihres bisherigen Lebens. Mit Freude fällt die Vergangenheit von ihr ab, so wie die Schläge erneut verklingen.
Der junge Mann setzt sich neben die Tür und wartet. Inmitten der Berge hat er gelernt, dass er nichts ist. Regen und Wind sind seine einzigen Begleiter und Freunde geworden. In ihren Tönen erkennt er die Botschaften der Naturwesen, die der Welt bestimmt sind. Er sitzt schon eine Weile dort. Still und demütig wartet er. Eines Morgens öffnet sich die Tür und ein Mönch im Gewand ruft ihn herein. Er kommt ihm so bekannt vor, er will ihn mit dem Namen Li-pu ansprechen, doch dieser weist ihn zurecht und befiehlt ihm zu schweigen. Er hat ihn richtig benannt, so hieß er früher und so heißt er auch jetzt. Am liebsten würde der Bruder im Gewand seinen alten Lehrer umarmen und vor ihm auf die Knie fallen, aber es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt. Ein zarter Schleier hindert die lichte Seele am Erwachen. Sie muss noch lernen. Alles wiederzuerlangen, die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verbinden und in diese Richtung der Zukunft entgegenzublicken. Die strengen Regeln des Klosters, im Einklang mit dem Gesetz der geistigen Bewegung, lassen dies nicht zu.Der junge Mann weiß, dass in der Luft dieses Klosters viel Wissen und Inspirationen vorhanden sind, aus denen er schöpfen kann. Im Tempel herrscht große Freude. Es waren ein paar Vollmonde vergangen, seit einer der Vorsteher-Lamas die Botschaft erhalten hatte, dass der alte Oberlama in den Tempel zurückkehren würde. Mit verbundenen Augen soll er sich alles selbst erarbeiten, nur darf man ihm nicht sagen, wer er war. Das hat der Lichtbote offenbart.
Der junge Mann erhält eine Zelle, die für lernende Schüler bestimmt ist. Es sind Novizen, deren Aufgabe es ist, sich in den Gaben des Schreibens und Lesens zu vervollkommnen, bis sie einer anderen Arbeit entsprechend ihrer eigenen Ausrichtung zugeteilt werden. Im Hintergrund erklingen wunderschöne Männerchöre. Sie rufen zum Essen und erinnern die Seele an die Schönheit der himmlischen Gärten und die Verehrung des Allerhöchsten. Er begibt sich zu den Brüdern und nach einer kurzen Ansprache und einem Gebet essen sie gemeinsam Reis und Früchte. Das Essen erfrischt den Körper, lässt aber den Geist in unverminderter Kraft weben. Die Seele erinnert sich, sie erlebt noch alles auf einer unbewussten Ebene. Zu Beginn wird ihm ein anderer Schüler zugeteilt, der ihn begleiten wird. Die Regeln sind streng, er spricht so wenig wie möglich. Er weiß es noch nicht, aber dies geschieht, damit sich vor ihnen der Reichtum des unsichtbaren Lichts und seines eigenen Inneren entfalten kann. Die Seele weiß das unbewusst und nimmt die Klosterordnung mit Demut im Herzen als die beste Richtschnur für die eigene Entwicklung und das eigene Vorankommen an. Der schönste Teil des Tages besteht in der Anrufung des Erhabenen, wie man ihn hier nennt. Die Seele dringt in die Geheimnisse des Schreibens mit einer mehrfachen Geschwindigkeit im Vergleich zu anderen Mitbrüdern ein, wie es bei den Dienern des Erhabenen üblich ist. Es formt sich in ihr eine immer innigere Form der Anrufung, als würde sie von Leichtigkeit getragen. Sie hat alle Klosterregeln erfüllt, sie schreitet zu den helfenden Brüdern fort.
Sie wählt den Bereich des Wirkens unter den Menschen in den Städten und Siedlungen, um zu erkennen, wohin sich die Menschheit inzwischen geistig erhoben, oder vielmehr gesunken hat. Das gottesfürchtige Wirken stärkt ihren Glauben und gibt gleichzeitig das von oben Geliehene in dem erweckten Dank derer zurück, die durch sie die Größe Gottes erkennen durften. Die Tage verbringt sie unter den Menschen, nachts öffnet sich ihr beim Blick auf die Sterne der Reichtum Seiner Diener und die Wahrnehmung ihrer inneren Stimme wird gestärkt. Eine weitere Form der Freude erfüllt sie, sie weiß bewusst, woraus ihre Aufgabe für den nächsten Tag besteht. Die Leichtigkeit der Seele und die Wesenhaften Diener eröffnen weitere Horizonte und Ausblicke. Es ist an der Zeit, ins Kloster zurückzukehren. Es sind schon einige Jahre vergangen, seit der junge Mann seine Pforten verlassen hat. So wie er sein Klostergewand rein gehalten hat, hat er das Gewand seines Geistes gewaschen und verfeinert. Die Weber feiner Fäden haben ihm zur Belohnung ein paar Hilfen in den Teppich seines Schicksals eingewebt, damit er schneller an seine Aufgabe herantreten darf. Er vermisste schon die Klostermauern und die frische Bergluft, die durch sie strömte. Der Vorsteher der helfenden Brüder ließ ihn rufen, um ihm mitzuteilen, dass er von nun an zu den engsten Schülern des Oberlamas des Klosters gehören würde.
Bisher hatte er nur die lehrenden und helfenden Brüder gesehen, die in anderen Flügeln des Klosters wohnten. Den Vorsteher und seine Schüler hatte er noch nie gesehen. Der Moment der ersten Begegnung war gekommen.
Er sah einen würdevoll gekleideten alten Mann, der eine solche Autorität ausstrahlte, dass er unwillkürlich auf die Knie fiel.Er wollte etwas sagen, aussprechen, eine ungeheure Welle der Freude über das Wiedersehen wollte aus ihm hervorbrechen… In diesem Moment vergaß er alles. Die Diener verhüllten es mit einem Schleier, denn die Zeit war noch nicht reif. „Du hast dir noch nicht alles erarbeitet, mein Sohn. Arbeite an dir. Bisher hast du Wissen von außen erlangt. Du hast lesen und schreiben gelernt, du kannst alte Schriften entziffern, du hast dich in die Tempelregeln vertieft, jetzt aber wartet das Schwerste auf dich. Das Innere zu erleben und die Verbindung in den mit dem Auge unsichtbaren Welten zu suchen, damit die Diener des Erhabenen zu dir sprechen können. Enthülle dies in dir und du wirst die Quelle unendlichen Friedens, der Ruhe und der Inspiration entdecken“… Er wusste nicht einmal, woher diese Worte flossen. Er nahm sie in sein Inneres auf.
Die Tage vergingen. Sie vergingen anders als die bisherigen. Der Lehrer gab seinen Schülern nur selten Anweisungen. Es lag an ihnen, zu fragen und den Verlauf ihres Lernens durch weise Ratschläge zu lenken, die dem Vorsteher und manchmal auch dem Fragenden direkt durch die verstärkte Gegenwart des Lehrers zuströmten. Manchmal saßen sie nur still im Kreis und nahmen die himmlische Weisheit in sich auf, die um sie herum schwebte. Die Gabe und Kraft, die aus dem Schweigen entsprang, und die Gegenwart der Brüder, die nach himmlischen Werten strebten, wurden zur wichtigsten Nahrung des Tages. Der eine wählte den breiten und bequemen Weg, unsere Seele hingegen den schnellen und steilen. Sie begann, die Geheimnisse des Lebens zu entdecken, aus den ewigen Quellen zu schöpfen, die sie über alle Inkarnationen hinweg kannte, bis sie eines Tages… In einem kleinen Winkel des Klosters entdeckte sie eine Schale, ein Lama-Gewand und eine heilige Schrift. Zuerst vertiefte sie sich in die Schrift, die den Schlüssel zu ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft enthielt. Sie begann mit den Worten: „Wenn du diese Schrift einmal findest, schließt sich der Kreis deines Seins.“ Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Er wurde sich bewusst. Er wusste über sich selbst Bescheid, über sein Kloster, seinen Dienst, über die vielen Brüder, die zum Zwecke des Dienstes am Erhabenen in anderen Völkern wirken und mit denen er die geistige Verbindung zu dem schönsten Zweck knüpfen soll, für den sie seit Jahrhunderten vorbereitet wurden. Er nahm sein Priestergewand, die Schale und trat vor den Oberlama und die anderen Brüder. Der Oberlama fiel auf die Knie. Vor ihm stand der Gründer und Oberlama ihres Ordens. Sie wussten von ihm und erwarteten seine Ankunft, wie es ihnen vor langer Zeit verheißen worden war, aber sie durften ihm nichts sagen, bis er selbst erkannte, wer er war, und in seinem Gewand vor die anderen Mitbrüder trat.
Der ganze Tempel bereitete sich auf ein großes Fest vor. Die Ankunft des Oberlamas hatte den segensreichsten Einfluss auf die anderen Mitbrüder, die nun in der Lage waren, tiefer in die gesamte Lehre einzudringen. Das Innere des Tempels veränderte sich auf Geheiß des Allerhöchsten. Die Statuen von Buddhas, Gottheiten und Drachen verschwanden. Über dem höchsten Altar erstrahlte ein gleichschenkliges Kreuz, ein Symbol, das einst die Träger der Wahrheit auf ihren Gewändern trugen, gleichsam als Zeichen ihrer hohen Sendung. Um ihn herum brannten sieben Kerzen als Zeichen der 7 Weltgemeinden, im Tempel duftete Blumenschmuck als Zeichen der Zusammenarbeit mit den kleinen Freunden und auf dem Altar war majestätisch eine rote Schale platziert. So eine, wie sie einst in ihren Tempeln hatten. Als Zeichen dafür, dass sich der Anfang mit der Gegenwart verbindet, erhob der Oberlama seine Hände, Tränen flossen ihm aus den Augen und mit überirdisch erhabener Stimme betete er:
„Oh, allmächtiger, erhabener Gott, ich danke dir für deinen großen Schutz und deine Gnade, die mich über Jahrhunderte auf meinen Wegen begleitet und mich bis hierher kommen lassen haben. Leite meine Schritte auch weiterhin in deiner großen Weisheit und hilf mir, meine Aufgabe zu erfüllen. Dir gehöre ich mit meinem ganzen Sein.
Ich rufe auch euch, Brüder im Geiste, die ihr euch im Volk des Herrn befindet, lasst uns gemeinsam eine Brücke des Geistes bauen, die die nach Gott Suchenden verbindet und es denen, die das Licht in sich tragen, ermöglicht, nicht in die Tiefen zu fallen. Gelobt seist du in Ewigkeit. Amen.“
Die Worte verstummten und ein mächtiger Lichtstrom durchflutete den Raum. Wege zu verbinden und Brücken zu bauen, das ist die Aufgabe des Oberlamas und all derer, die dem Erhabenen die Treue geschworen haben.
Das Buch schließt sich, damit diejenigen Zeit zum Erwachen haben, die für eine höhere Mission bestimmt sind. Der Ruf wurde ausgesandt. Er sucht und klopft dort an, wo ihm versprochen wurde, dass ihm geöffnet wird. Er verbindet sich mit den Strömen Dessen, dessen Ankunft die Botschaft aus Tibet erwartet. Bald wird der Lama es wieder öffnen, um weitere Zeilen hinein zu schreiben, die für seine Mitbrüder und Gefährten bestimmt sind.
Friede und Ruhe euch allen