
Nur der menschliche Intellekt, das rationale Denken, lässt sich von Äußerlichkeiten täuschen. Und er erliegt oft dem Zauber der Masken und Täuschungen seiner kostbaren Gabe: der Einbildungskraft. Die Intuition hingegen, die geistiger Natur ist, irrt sich nie. Sie erkennt unmittelbar das wahre Wesen eines anderen Menschen. Die Intuition erfasst augenblicklich den wahren Willen des Menschen und beurteilt ihn klar und unvoreingenommen. Das Bild, das sie vermittelt, ist scharf, klar, authentisch und unverfälscht.
Tatsächlich ist es genau dieses „klare Bild“, das eine echte Intuition kennzeichnet. Es erscheint augenblicklich im Inneren eines Menschen, wie ein Blitz, und nimmt erst später Gestalt im Denken an. Dieser Prozess ist das genaue Gegenteil dessen, was das rationale Denken zur Bildbildung nutzt. Letzteren gehen stets entsprechende Gedanken voraus, die viel schwächer, stumpfer und weniger wirkungsvoll im Inneren sind – weil sie schließlich vom Gehirn erzeugt werden.
Der Verstand kann sich nur allmählich ein Bild von einem anderen Menschen machen – und zwar nur basierend darauf, wie dieser Mensch sich darzustellen versucht. Meistens ist dieses Bild weit von der Wahrheit entfernt. Es ist verschwommen und undeutlich. Wenn wir uns auf ein solches, durch den Verstand entstandenes Bild verlassen, erleben wir später wahrscheinlich eine bittere Enttäuschung.
Deshalb ist der erste Eindruck bei jeder Begegnung immer der richtige – vorausgesetzt natürlich, es ist tatsächlich die Intuition, die spricht. Und natürlich gilt dies nicht für Begegnungen zwischen zwei Wölfen im Schafspelz, denn in solchen Fällen haben beide schon längst die Fähigkeit verloren, auf ihre Intuition, die innere Stimme – die Stimme des Geistes zu hören.
Dazu schreibt Abdruschin in „Die Gralsbotschaft – Im Lichte der Wahrheit“ (https://de.gralsbotschaft.org/) im Vortrag „Die innere Stimme“:
„Die sogenannte »innere Stimme«, das Geistige im Menschen, auf das er hören kann, ist die Empfindung! Nicht umsonst sagt der Volksmund: »Der erste Eindruck ist immer der rechte.«
Wie in allen diesen und ähnlichen Redensarten und Sprüchen tiefe Wahrheit liegt, so auch hier. Unter Eindruck versteht man durchweg das Empfinden. Was ein Mensch zum Beispiel bei einer ersten Begegnung mit einem ihm bisher Fremden empfindet, ist entweder eine Art Warnung zur Vorsicht bis zum vollständigen Abgestoßensein, oder etwas Angenehmes bis zur vollen Sympathie, in manchen Fällen auch Gleichgiltigkeit.
Wenn nun dieser Eindruck im Laufe des Gespräches und des weiteren Verkehres durch das Urteil des Verstandes verschoben oder ganz verwischt wird, so daß der Gedanke auftaucht, die ursprüngliche Empfindung sei falsch gewesen, so ergibt sich fast immer am Schlusse solcher Bekanntschaften die Richtigkeit der allerersten Empfindung. Oft zum herben Schmerze derer, die sich durch den Verstand infolge des von anderen vorgetäuschten Wesens hatten irreführen lassen.“
Roberto C. P. Junior (instagram.com/calvasche)

„In Tut-ench-Amon habe ich mich gründlich getäuscht“, sagte Chu-en-Aton später zu seiner Tochter. „Diesmal war mein erster Eindruck falsch, bisher konnte ich mich immer darauf verlassen.“
„Vater, mir gefällt der Fremde nicht!“erwiderte Nofretete fast heftig.
„Schau ihm doch ins Auge. Es ist falsch und unruhig.
Mich schauderte es bei dem Blick, mit dem er mich betrachtete.“
Chu-en-Aton erschrak. Das Unbehagen, das er anfänglich dem Fremden gegenüber gefühlt hatte, wollte wieder aufsteigen; aber die Freude an seinem Gesinnungswechsel überwog.
„Hab Geduld mit ihm, Tochter“, gab Chu-en-Aton zurück. „Zu neu sind die Eindrücke noch, die seine Seele empfängt. Er ist noch unbeherrscht.“
„Unbeherrscht!“ rief Nofretete aufs schmerzlichste überrascht aus. Es war das erste Mal, daß sie den Vater nicht verstand, daß sie anderen Sinnes war als er.
„Unbeherrscht! Wo ist ein Mensch, der sich so zu beherrschen verstünde wie er? Jedes seiner Worte ist gewählt, um Eindruck zu machen. Jede seiner Bewegungen ist berechnet.“
So hatte der Pharao Nofretete noch nie gesehen. Was ging in ihr vor? Irgend etwas mußte den Frieden ihrer Seele getrübt haben. Er wollte Sorge tragen, daß diese Störung bald und ohne Schaden vorüberging. Aber zunächst hatte er kaum Gelegenheit, die Prinzessin zu beobachten. Sie zog sich zurück, sobald Tut-ench-Amon El Amarna betrat, und das wurde fast zur täglichen Gewohnheit. Sie konnte das Grauen vor ihm nicht überwinden, so sehr sie sich um des Vaters willen darum mühte. Im Gegenteil, es verstärkte sich.
Verwehte Zeit erwacht – Band 3
https://de.gralsbotschaft.org/verwehte-zeit-erwacht-band-3.html

„So sei der äußere Schein am wenigsten wichtig; die Welt lässt sich noch immer vom Schmuck täuschen.“
William Shakespeare (1564–1616)
Englischer Dramatiker

„Menschen sind wie Buntglasfenster. Sie funkeln und glänzen im Sonnenlicht, doch erst in der Dunkelheit offenbart sich ihre wahre Schönheit, wenn ein inneres Licht in ihnen brennt.“
Elisabeth Kübler-Ross (1926–2004),
amerikanisch-schweizerische Psychiaterin.

„Der Verstand vermag das wahre Wesen anderer nicht zu erkennen, sondern lässt sich stets von dem mitreißen, was dieser nach außen hin zu zeigen sucht, wie auch immer es sein mag.“
Roberto C. P. Junior
Brasilianischer Schriftsteller.