B O T S C H A F T

A U S   T I B E T

Teil  IV

Und abermals spinnt sich der Faden zwischen uns, und dem Lama ist es gewährt, in das Buch zu schauen. Alles wandelt sich ringsum, selbst das Kloster der Lamas und die Brüder selbst.

 

Sie reifen und erkennen die Unzulänglichkeit der überlieferten Glaubensvorschriften, die nicht zum Hocherhabenen führen. In dieser Erkenntnis drängen sie auf deren Aufhebung und Erneuerung.

 

Hätte der oberste Lama gleich zu Beginn ihre Aufhebung verlangt, hätten sich die Brüder in Ehrfurcht gefügt, doch es hätte ihnen der tiefere Sinn gefehlt, und in ihrer Unwissenheit hätten sie der wahren Auflösung im Wege gestanden.

 

So verhält es sich auch mit Euch. In den vergangenen Tagen habt Ihr vieles von dem verloren, woran Ihr Euch bisher ängstlich geklammert habt. Nun könnt Ihr Euch ein Leben ohne diese überkommenden Glaubensvorschriften leichter vorstellen, es wird einfacher für Euch.

 

Ihr verweilt vermehrt in der Nähe Eurer Nächsten und an Eurem Wohnort. Ihr erkennt, daß ein solch rastloses Leben nicht vonnöten ist, sucht nach neuen Formen des Miteinanders und findet, daß ein Leben jenseits alter Gewohnheiten möglich ist. Vieles davon findet keinen Halt mehr in Eurer Gedankenwelt, die sich ebenfalls grundlegend wandelt.

 

Wisset, daß dies recht ist und daß Ihr geführt werdet, gleich unseren Mitbrüdern. Auch Euer Glaube und die Art der Verehrung des Hocherhabenen durchläuft große Erschütterungen und Wandlungen. Äußere Formen, Symbole, Schmuck, Bräuche und Gewohnheiten, all dies erfährt tiefgreifende Veränderungen. Vor den Menschen wird sich die eine Frage erheben:

 

„Wie lebendig seid Ihr in Eurem Glauben, und wohin richtet Ihr Eure Empfindungen und Gedanken? Wen ruft Ihr an, und wer ist Euer Herr?“

 

Ihr werdet gezwungen sein, allen Ballast abzuwerfen, bis Ihr Euch dieser Frage gänzlich entblößt gegenüberseht. Konfessionen, Glaubensrichtungen, auch Sekten werden Euch nicht helfen, die Frage von oben wird an Euer Innerstes gerichtet sein. Was birgt er in sich, und wie lebendig ist er?

 

Diese neue Situation bringt auch neue Ausblicke und Hilfen. Im Buche steht geschrieben:

 

„Verkündet ihnen dies: Die Gnade und Nähe des Hocherhabenen erschließen sich Euch in nie geschauter Weise, auch eröffnend ungeahnte Wege zu innerem Wachstum und Wandel.

 

Noch vor der großen Scheidung spendet Er, doch nur denjenigen, die Ihn erkennen und Ihm ihr Innerstes zum Empfang bereiten.“

 

Gleich einem Wanderer, der anklopft und dem die Türe geöffnet wird. Dann tritt Er ein und wird mit vollen Händen Seine Gaben darbringen. Wird ihm aber die Tür nicht geöffnet, so wandert er weiter und spendet an einem anderen Orte. Habt jedoch keine Angst, daß die Gaben ausgehen könnten, es gibt genug für jeden.

 

Er hat sogar so reichhaltige Gaben, daß mancher mehrfach beschenkt werden wird. Das Maß der Gaben wird bestimmt durch den Grad der Offenheit Eures Geistes, durch beständige Treue und die Bereitschaft zum Dienen, die über alles andere gestellt wird. Die Notwendigkeit besteht darin, dem Wanderer die Türe zu öffnen.

 

Allzu irdische Vorstellungen könnten Euch jedoch zum Verhängnis werden. Schon seit Jahrtausenden irren die Menschen ziellos darin umher. Viele möchten an die Türe ihres irdischen Hauses am liebsten die Worte „Willkommen!“ schreiben und die Tür absichtlich offen lassen, für den Fall, daß der Wanderer eintritt.

 

Die wahre Tür ist jedoch das Empfinden des Geistes, und diese öffnet sich durch die Ausrichtung des Inneren nach oben.

 

Auch der Ärmste wird nicht leer ausgehen, doch gleich zu Beginn steht der Mensch vor einem großen, ja übermenschlichen Problem. Diese Anstrengung muß jeder selbst aufbringen, kein Geistlicher, kein Priester kann dies für einen anderen tun, niemand kann es für einen anderen erbitten:

 

Ihr Menschen glaubt, und Eure Kulte und Kirchen unterstützen Euch in diesem Irrglauben, daß es sich bei wahrer Gottverehrung um irdische Gaben an die geistliche Gemeinschaft und um die Menge der vollzogenen Handlungen handelt.

 

Dies jedoch entbehrt jeglicher Wahrheit. Selbst in Tibet hat sich die unselige Gewohnheit, Gebete bis zu einem Trancezustand zu wiederholen sowie die verschiedenen Formen von Dehnungen und Übungen, die mit dem Gebet verbunden sind, weit verbreitet.

 

Dadurch mag der Mensch seinem Körper helfen, doch zum Hocherhabenen werden ihn diese regelmäßigen Kulthandlungen nicht emporheben. Dies behaltet auch Ihr alle im Gedächtnis.

 

Das große Zusammenwirken des Weltgeschehens eröffnet neue Möglichkeiten. Neue, lange brachliegende Empfindungs -und Gedankenwelten erschließen sich, in denen der Dienst am Hocherhabenen in Harmonie mit allen anderen Himmeln und all seinen Geschöpfen erblüht.

 

Mit einem einzigen Ruck seines Geistes kann sich der Mensch in diese Welten versetzen und das hinter sich lassen, was bisher war. Wohin er dann auch tritt, wird er derjenige sein, der dieses Neue zu den anderen bringt. Sucht keine Inspiration in unseren Klöstern, das, was sich öffnet, ist auch für uns neu, auch wir suchen Wege und Möglichkeiten, uns damit zu verbinden.

 

Schaut in Euer Inneres, das ist die beste Gelegenheit.

 

Von einem weiteren Weg schreibt unser Buch, von dem ein Exemplar auch in eines unserer Klöster gelangt ist. Die Zeit für uns wird erst mit der Ankunft der Lehrer aus dem gesegneten Volk kommen.

 

„Der Hocherhabene sandte Seinen Sohn, der den Verirrten ein letztes Mal das Wort aus der Höhe verkündete. So steht es in dem Buche geschrieben und wird dem Aufstieg und dem Segen vieler dienen. Euer Volk hat dieses Buch empfangen in seiner Sprache. Eure Aufgabe ist es, daraus zu lernen, zu forschen, es mit Eurem Inneren aufzunehmen und daraus zu gestalten.

Dadurch schafft Ihr zugleich auch für andere Menschen den Weg empor in die Gärten des Hocherhabenen.

 

Lernt, studiert, sucht im Buch, es wird Euch Antwort auf alles geben.“

 

Wenn Ihr die erforderliche Reife erlangt habt, werden sich unsere Völker in einem regen geistigen Austausch begegnen. Welch glorreiche Verheißungen birgt doch diese Zeit in sich!

 

Suchet in Eurem Inneren, es wird Euch unweigerlich zu diesem Buche führen, so Ihr nur aufrichtig sucht. Einen anderen Weg gibt es nicht.

 

Und wenn Ihr es findet, wehe Euch, da Ihr nicht aufrichtig darin forscht, sondern darüber grübelt, es in Euch genehme Phrasen zerlegt oder gar andere auf dessen Grundlage knechtet, damit sie Euch gehorchen oder dienen.

 

In diesem Fall zieht Ihr den Zorn des Hocherhabenen auf Euch! Zankt nicht untereinander, denn jeder von Euch ist anderer Art, nehmt von Seinen unaussprechlichen Gaben, die für Euch und durch Euch für weitere feinere Welten und andere Völker bestimmt sind.

 

Ihr sollt einst Lehrer werden, auf die andere Völker ungeduldig warten. Haltet es in Ehren und sucht in Euch, welche Schätze sich vor Euch verbergen. Schon seine bloße Gegenwart und das Wissen darum sollten die Richtung Eures Denkens ändern.

 

Seid dankbar für die Gnade, die gerade Eurem Volk und Euch selbst in seiner Mitte zuteil wurde.

 

Mit dem Blick auf diese Zeiten erfüllt sich der Geist des Lamas mit unsäglicher Dankbarkeit und Seligkeit. Er spürt die machtvollen Ströme aus der Verkündigung der Verheißungen, die unsere Völker erfüllen. Vielleicht seid gerade Ihr es, Freunde, die diese Verheißungen einst durch die Gnade des Hocherhabenen in die Tat umsetzen dürfen.

 

Der Lama betet innig für Euch und dankt dem Hocherhabenen für Seine Güte und Gnade.

 

Die Lichte Kraft hat den Lama in Ebenen erhoben, aus denen er Inspiration für neue Veränderungen im Klosterleben und in der Führung der Brüder schöpfen darf, und sie wird ihm ermöglichen, weitere Zeilen in die unbeschriebenen Seiten des Buches zu schreiben.

 

 

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„🔗“CESTA GRÁLU / GRALSWEG„🔗“