Synonyme? Nein. In Wirklichkeit sind es zwei unterschiedliche Konzepte.

Wohltätigkeit kann selbstlos oder eigennützig sein, während wahre Nächstenliebe nur aus interesse existiert. Sie ist darauf bedacht, anderen das zu geben, was ihnen tatsächlich nützt, unabhängig davon, ob es ihnen kurzfristige Freude bereitet oder nicht.

Wohltätigkeit ist meist von Genuss und Befriedigung umhüllt, während die Nächstenliebe nur die gerechte Strenge kennt.

Wohltätigkeit ist eine Praxis, die, in Maßen angewendet, kurzfristig Nutzen bringen kann, vor allem dann, wenn sie von der Eingebung geistiger Intuition geleitet wird – ein Zustand, der nur bei wahrhaft selbstlosen Menschen eintritt.

Wie Abd-ru-shin in seiner Gralsbotschaft (https://mensaje-del-grial.org/) sagt: „Wohltätigkeit ist nur ein kleiner Teil des Inhalts des göttlichen Wortes.“

Anders als viele annehmen, ist Wohltätigkeit jedoch nicht der ultimative Ausdruck wahrer Nächstenliebe. Unkontrolliert und gedankenlos ausgeübt, fügt sie sowohl den Empfängern als auch den Gebern schweren Schaden zu. Genau das geschah und geschieht weiterhin mit den großen Verfechtern der Wohltätigkeit in der heutigen Welt. Wird Wohltätigkeit nicht nur in besonderen, dringend notwendigen Fällen und unter strenger intuitiver Führung praktiziert, kann der Geber nicht auf die positiven Auswirkungen des Gesetzes der Gegenseitigkeit zählen, da er mehr Schaden als Nutzen angerichtet hat. Indem er einseitig gab, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, förderte er lediglich die geistige Apathie anderer und missachtete das unumstößliche Gesetz des Ausgleiches.

Andererseits stammt das wahre Konzept der „Nächstenliebe“ direkt aus dem bedeutsamen Ausspruch des Meisters: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Richtig verstanden und gelebt, bildet dieser Ausspruch die sicherste und festeste Grundlage für die geistige Entwicklung und den Aufstieg. Abd-ru-shin schreibt dazu in seinem Werk „Im Lichte der Wahrheit, die Gralsbotschaft“:

„Jesus hat Euch bereits den geraden Weg gezeigt, der unfehlbar zum Ziel führt; denn in seinen einfachen Worten: ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ liegt eine tiefe Wahrheit“

Mit ihnen gab Er Euch den Schlüssel zur Freiheit und zum Aufstieg! Denn es ist eine unumstößliche Wahrheit: Was ihr für euren Nächsten tut, das tut ihr in Wirklichkeit für Euch selbst! Nur für Euch selbst; denn gemäß den ewigen Gesetzen fällt euch unweigerlich alles zu, Gutes wie Schlechtes, ob hier oder dort. Alles muss kommen! Deshalb ist der Euch gezeigte Weg der einfachste, um zu verstehen, wie Eure Schritte dem Willen zum Guten folgen sollen.

Mit Eurem ganzen Wesen, mit Eurer ganzen Natur, müsst Ihr eueren Nächsten geben! Nicht unbedingt mit Geld oder Besitz. Wäre dem so, wären die Bedürftigen von der Möglichkeit des Gebens ausgeschlossen. In dieser Art des Seins, diesem „Sich-Hingeben“ im Umgang mit anderen, in der Rücksichtnahme und dem Respekt, die Ihr ihnen bereitwillig entgegenbringt, liegt die Liebe, von der Jesus spricht, und auch die Hilfe, die Ihr Eueren Nächsten leistet. So bietet Ihr Ihnen die Möglichkeit zur Veränderung oder zum weiteren Aufstieg, und sie können dadurch gestärkt werden.“

Es ist nicht schwer zu erkennen, welche innere Haltung wir gegenüber unseren Mitmenschen haben sollten.

Roberto C. P. Junior
(instagram.com/calvache)

Der Tag Ohne Morgen